Hier berichtet er uns von seinem Abenteuer:
"Am 1. Juli soll die Reise von Mareike und mir endlich losgehen! Wir wollen zu Fuß und mit unserem Gleitschirm, Mareike mit ihrem UP Makalu4 und ich mit dem UP Trango XC3, über die Alpen gelangen. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, haben wir im Frühjahr immer wieder verschiedene Wochenend-Vol-Biv Touren unternommen.
Startpunkt unserer Tour ist die Hochries, Endpunkt im besten Fall Gemona. Zeitdruck haben wir keinen, da ich mir drei Wochen frei genommen habe und Mareike nach ihrem Studium erst einmal frei ist zu tun, was sie will.
Da das unsere erste längere Tour dieser Art ist, haben wir uns bei der Vorbereitung darauf geeinigt, mit großer Zurückhaltung und einem maximalen Sicherheitspuffer an die Sache heranzugehen. In unseren Packsäcken befindet sich neben unserer Flugausrüstung, ein Zelt, Isomatte und Schlafsack für jeden, ein Erste-Hilfe-Set, Topf und Kocher, Akkupacks, Stirnlampen, Wasserfilter, usw. und natürlich Wasser und genug Nahrung für zwei Tage. So komme ich auf ca. 18kg und Mareike auf ca. 13kg Gepäck.
Der erste Aufstieg unserer Tour führt uns auf die Hochries. Oben angekommen beschließen wir nicht in die Luft zu gehen, da der Wind nur schwach aus Norden weht und eine Startplatz-Überhöhung mit anschließendem Flug Richtung Süden als zu unwahrscheinlich erscheint. Stattdessen geht es zu Fuß weiter zum Breitenberg wo wir unser Lager aufschlagen und mit bestem Blick auf den Wilden Kaiser den ersten Tag ausklingen lassen.
Der zweite Tag beginnt gut mit einem entspannten Abgleiter, einem ausgiebigen Frühstück in einem Dorfkaffee und führt uns zu Fuß weiter zum Wallersee, wo wir uns nach einer kurzen Erfrischung weiter nach Kössen auf machen.
Von dort aus geht es am nächsten Tag zum Untersberghorn und nach einem Abgleiter von Selbigen weiter Richtung Südosten. Gerade rechtzeitig vor dem Gewitter kommen wir an der Buchensteinwand an, das Zelt wird nach den Regenschauern an einem Wasserspeichersee aufgeschlagen. Die nächsten beiden Tage bringen neben einem obligatorischen morgendlichen Abgleiter vor allem Regen mit sich.
Erst als wir am sehcsten Tag nach verregneten Kilometern durch das Saalbachtal in Zell am See ankommen, lässt die Wettervorhersage darauf hoffen die kommenden Tage wieder fliegen zu können.
Ab jetzt geht es für mich alleine weiter, Mareike will mich am Ende der Tour möglichst weit im Süden mit dem Auto wieder aufgabeln. Beim Start an den Drei Brüdern kommen mir die Bäume fast zu nahe. Erst im letzten Moment bekomme ich noch einen Heber, der mir eine Notlandung auf einer Lichtung erspart. Etwas angespannt durch diesen Vorfall reize ich den Flug nicht weiter aus und lande bei auflebendem Talwind nahe Taxenbach. Am Abend erreiche ich Dorfgastein, wo ich mein Zelt am örtlichen Landeplatz aufstelle und die Nacht verbringe.
Hier hatte ich 2011 meinen ersten Höhenflug. Das und ein soarender Tandem, der offenbar die erste Bahn nach oben erwischt hat, steigern meine Vorfreude während der Wanderung zum Gipfel. Nach einem ausgiebigen Brunch auf der Hütte muss ich feststellen, dass der Wind noch einmal ordentlich eine Schippe draufgelegt hat und auch die einheimischen Piloten auf einen Flug verzichten. Ich beschließe die Nacht in W-Lan-Reichweite der Bergstation zu verbringen und gönne mir etwas Luxus seit Langem: Netflix am Smartphone.
Am nächsten morgen steht der Wind immer noch gut aber nicht mehr zu stark an. Um nicht noch einen Tag auf diesem Berg festzusitzen, starte ich früh und lande dafür auch früh bei Bad Gastein. Die Wanderung über Sportgastein zum Alpenhauptkamm ist landschaftlich wirklich top. Und als mir am Abend der Wirt auf der Hagener Hütte ein Einzelzimmer mit gemütlichem Bett anbietet, ziehe ich diese Option der Isomatte im Zelt für eine Nacht vor. Die heiße Dusche für zwei Euro nehme ich auch noch mit, schließlich waren die letzten neun Tage nur Seen und Bäche angesagt.
Zehnter und bisher bester Tag. Eine prognostizierte Überentwicklung ab 11 Uhr bringt mich wieder zu einem frühen Start vom Alpenhauptkamm auf die Südseite. Der Flug erspart mir eine mindestens siebenstündige Wanderung und führt mich nahe an einer Herde Hirsche vorbei. Für mich ein wirklich einmaliger Flug durch ein so unberührtes Tal. Voller Euphorie beschließe ich nach der Landung die restlichen gut 40km nach Greifenburg zügig zu Fuß hinter mich zu bringen. Leider spielt bei dem Plan meine linke Wade nicht mit und zwingt mich, nach zunehmenden Schmerzen, zehn Kilometer vor meinem Ziel in Kleblach die Wanderung zu beenden.
Am nächsten Tag zieht sich der restliche Weg nach Greifenburg aufgrund der Schmerzen und des Nieselregens. Als ich endlich ankomme, baue ich mien Zelt am Fliegercampingplatz auf und versuche mich für den Rest des Tages nicht mehr viel zu bewegen, um meine Wade zu schonen.
Gezwungenermaßen ist der 12. der letzte Tag meiner Tour. Die Schmerzen sind anfangs zu verkraften. Bis ich zum Startplatz gewandert bin jedoch kaum mehr. Heute und auch für die kommenden Tage ist kaum nutzbare Thermik vorhergesagt und auch die dutzenden Vorflieger, die meist recht zügig nach dem Start den Landeplatz anpeilen, bestätigen die Progrnose. So beschließe ich auf meinen Körper zu hören und den Abgleiter nach Greifenburg den letzten Flug meiner Tour sein zu lassen.
Auch wenn ich mein Ziel letztendlich nicht erreicht habe und wetterbedingt viel gelaufen bin, bin ich überglücklich über die Momente und Erfahrungen meines Urlaubs und schon jetzt kann ich kaum erwarten 2019 wieder auf diese Art unterwegs zu sein."